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UW Archäologie und Ozeanologieseminare in Salzburg

Der Tauchsportverband Österreichs, kurz TSVÖ, ist hierzulande das höchste Gremium im Bereich Non-Profit-Tauchsport. Als Dachverband bietet er in seinen Kommissionen regelmäßig Veranstaltungen und Informationen für alle InteressentInnen aus den Vereinen an. Einerseits geht es dabei um Sportveranstaltungen, wie Apnea  und Flossenschwimmmeisterschaften, aber auch Orientierungstauch- und Unterwasserrugbybewerbe finden statt. Andererseits werden bundesweit auch immer wieder Seminare zu den verschiedensten Themen angeboten. Diesmal, am 27. und 28. November 2010, waren es die Themen Unterwasserarchäologie und Ozeanologie, die in Salzburg geboten worden sind.

Der erste Seminartag war dabei den Themen Unterwasserarchäologie und "Denkmalgerechtes Tauchen" gewidmet. Prof. Rupert Breitwieser und Mag. Henrik Pohl haben dabei einen großartigen Einblick in ihre Forschungsarbeiten gegeben. Mit dem Schiff "Seefuchs" waren sie schon mehrmals in der rauen Ostsee unterwegs und sind dabei unter anderem den geheimnisvollen Spuren der "Darsser Kogge", einem hölzernen Schiffswrack aus dem 13. Jhdt., gefolgt. Diese Kogge, ein Segelschifftyp der damaligen Zeit, war seinerzeit für die Hanse-Vereinigung, einem bedeutenden Wirtschaftsbündnis aus dem 12. Jhdt., auf Tour und hat bei einer der Fahrten ihr Ziel nicht mehr erreicht.
Unterwasser bilden die Gegebenheiten durch verschiedene Faktoren, wie z.B. Salzgehalt, Sedimentbedeckung oder auch geringem Sauerstoffgehalt einen Schutz für versunkene Gegenstände vor dem unwiederbringlichen Verfall. Umso interessanter sind natürlich die Funde, die dann ihrerseits wieder Aufschluss über frühere Lebensformen geben können. Gewusst wie, heißt es nach der Entdeckung bei der weiteren Vorgehensweise, damit diese nicht z.B. bei unsachgemäßer Bergung zu Staub zerfällt. Verschiedene Untersuchungsmethoden lassen einen relativ genauen Rückschluss auf Datierungsergebnisse zu, unter anderem sei hier die C14-Methode oder auch die Dendrochronologie anhand von Baumjahresringen erwähnt. Dendrochronologie, ein interessantes Wort übrigens, das sich aus dem griechischen ableitet: dendron = Baum, chronos = Zeit, logos = Lehre! Nicht umsonst ist die Wiege der europäischen Kultur in Griechenland (Kreta) zu finden.
Jedenfalls führen uns die Wissenschaften der Unterwasserarchäologie auch zu unseren mitteleuropäischen Wurzeln. Funde aus der Jungsteinzeit, immerhin bis zu 6. Jahrtausend v. Chr., rund um die Seen des Salzkammergutes zeigen erstmalige feste Besiedelungen in Form von Pfahlbauten an den Ufern. Nachdem die Landwege damals durch dichteste Bewaldung sichtlich noch nicht so erschlossen waren, haben sich unsere Urvorfahren an den Ufern der Seen nieder gelassen und haben die verbindenden Flüsse als Wasserstraße genutzt. Ein damals relativ warmes und trockenes Klima hat diese Siedlungsformen zusätzlich unterstützt.
Viele Artefakte, die sich Unterwasser finden, und vor allem die Schiffswracks bilden sogenannte "Zeitkapseln". Zu einem bestimmten Zeitpunkt sind sie gesunken und, nachdem in der Regel danach nichts an ihnen verändert wurde, zumindest nicht bis zum Zeitpunkt der Wiederentdeckung, zeigen sie ein unverfälschtes Bildnis ihrer Zeit. Das sonst kaum zu finden ist, eine der wenigen Ausnahme davon Überland ist die Geschichte rund um den Vulkanausbruch von Pompeji. Umso mehr Aufschlüsse über die Lebensformen unserer Vorfahren können wir dadurch gewinnen! Das "Leben der Früheren" statt "Das Leben der Anderen" könnte man es bezeichnen.
Zu all den Untersuchungen an historisch bedeutsamen Funden Unterwasser gehört natürlich auch eine entsprechende Tauchtechnik, die eine Entdeckung nicht gleich wieder historisch unbrauchbar macht. Perfekte Tarierung und spezielle Flossenschwimmtechniken sind dabei unerlässlich, womit sich hiermit wiederum der Kreis zum TSVÖ, nun im Sinne der Ausbildung, schließt: die engagierten TauchlehrerInnen des TSVÖ bilden ihre SchülerInnen im Rahmen der einzelnen Clubs fundiert und gewissenhaft aus, sodass eigentlich jeder schon nach der Grundausbildung in der Lage ist, nicht nur umweltschonend, sondern auch entsprechend "denkmalgerecht" zu tauchen!
Übrigens, wer dafür Interesse hat, der TSVÖ plant mit Prof. Breitwieser und Mag. Pohl eine Exkursion auf der "Seefuchs" in der Ostsee im kommenden Jahr!
Der zweite Seminartag war dem Thema Ozeanologie gewidmet. Eigentlich ein Thema, das wohl eher ein Studium darstellt denn ein eintägiges Seminar. Und Dr. Michael Stachowitsch hat dabei auch so richtig Lust darauf gemacht! Seine interessanten Ausführungen und eine Führung durch den Bereich der Aquarien haben uns bis spätnachmittags im Haus der Natur gehalten und wir wären auch noch gerne länger geblieben.
Mehr als 70% der Erde sind von Wasser bedeckt, somit ergibt sich schon rein statistisch fast ein Hauptaugenmerk auf diesen Teil unserer Welt. Vieles ist dabei noch unerforscht und das, was man davon weiß, ist derart vielfältig, dass man auch in diesem Bereich einer Fülle von Wundern und gleichzeitig Rätseln, aber auch originellen Gegebenheiten und Symbiosen gegenüber steht. Gezeiten, Tiden, Strömungen, Wasserbewegungen, Untiefen, verschiedenartigste Meeresböden bis hin zu den Lebensformen der Unterwasserwelt und vieles mehr steckt alles in dem Begriff Ozeanologie. Als TaucherInnen sind wir ständig damit konfrontiert und je mehr wir darüber wissen, umso bewusster können wir die Zusammenhänge und die uns doch irgendwie fremde Welt, die wir so gerne besuchen, begreifen! Aber auch wenn wir noch so viel darüber wissen, immer wieder werden wir dabei an eine Grenze zu einem neuen Wunder stoßen. Sicher ist es auch dieser Kreislauf, der in uns die Faszination des Tauchsports unermüdlich belebt!
Teilweise werden die Forschungen in diesem Bereich durch originelle Gegebenheiten unterstützt. Anfang der 90er-Jahre sind bei Unfällen die Ladungen zweier Schiffe über Bord gegangen. Einerseits waren es dabei Sportschuhe, die im Nordpazifik den Strömungen gefolgt sind. Diese Schuhe sind ungewollter Weise zu Gegenständen eines Drift-Experiments geworden und wurden im Laufe der folgenden Monate und Jahre immer wieder an Ufer gespült. Aufgrund ihrer Seriennummern konnten sie auch eindeutig identifiziert werden und haben somit einen wertvollen Beitrag zur Erforschung der Meeresströmungen gebracht. Nebenbei hat sich aber auch aufgrund dieses Ereignisses ein Forum gebildet, in dem sich die FinderInnen der Schuhe verständigt und ausgetauscht haben. Gerüchte besagen, dass dabei manche sogar ihre LebenspartnerInnen gefunden haben.
Andererseits haben kleine Plastikentchen, "Quietschentchen" oder auch "friendly floatees" genannt, seit Verlassen ihres Container-Transport-Schiffes die Meere unsicher gemacht. Wiederum ausgehend vom Nordpazifik haben sie im Laufe der Jahre fast die Welt umrundet und verschiedenste Ufer erreicht. Dr. Curtis Ebbesmeyer dokumentiert seitdem die Fundorte. Solltet Ihr also mal so ein Qietschentchen bei einem eurer Tauchgänge entdecken, seid so nett und gebt ihm bitte Bescheid! 
Die Wissenschaftskommission des TSVÖ möchte jedenfalls auch in Zukunft solche Seminare anbieten. Im Rahmen unseres Verbandes ein weiterer höchst interessanter Meilenstein!

Thomas Steigberger
 


UW Archäologie und Ozeanologieseminare in Salzburg
12.12.2010 13:37

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